Schwedischer Originaltitel: Steget efter (1997)
Siebter Band der Wallander-Reihe
Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt
Buch |
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Mankell ist ein Phänomen -- sein neuester Roman ein Ereignis. Während viele bewührte Krimiautoren im x-ten Fall ihres Helden zu schwücheln beginnen ob der Zwünge des Marktes und der ihnen abgeforderten Schreibgeschwindigkeit, legte der schwedische Autor gerade sein bisher bestes Buch vor. Nichts ist zu bemerken von Verschleiß, Unlust oder Ideenarmut. Mittsommermord ist gleichzeitig aber auch Mankells bisher düsterstes und pessimistischstes Buch, das einen trotz erfolgreicher Arbeit zutiefst beunruhigten und verunsicherten Kommissar Kurt Wallander zeigt. Der Plot selbst ist nicht neu. Ein Serienmörder wird gejagt. Ein Mörder allerdings, der eine merkwürdige Vorliebe für kostümierte Opfer zu entwickeln scheint. Alles beginnt damit, dass eine Gruppe von Jugendlichen spurlos verschwindet. Monate spüter findet man die Vermissten erschossen und im Zustand fortgeschrittener Verwesung in einem Naturpark, gerade dort, wo sie vor ihrem Verschwinden gemeinsam ein Mittsommernachtsfest gefeiert hatten. Wallanders Kollege Svedberg wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden -- warum musste er sterben? Zunüchst steht ein Zusammenhang der Morde gar nicht zur Diskussion, bis deutlich wird, dass Svedberg selbst im Urlaub heimlich am Fall der verschwundenen Jugendlichen arbeitete. Ein hervorragender Kriminalroman wird eben doch durch mehr gekennzeichnet als nur durch die Originalitüt seiner Handlung und vordergründige Spannung. Intensiver als jemals zuvor legt Mankell die Psyche seiner Helden und seines Täters offen, ihre Ängste, Sorgen und Beweggründe. Er zeigt die tiefe Krise einer Ermittlercrew an den Grenzen ihrer Leistungsfühigkeit. Und er schafft es wieder, dass der Leser ihm mit angehaltenem Atem folgt. Immer deutlicher wird auch: Henning Mankells Erfolgsgeheimnis ist eigentlich gar keines. Seine Figuren leben! Seine Helden sind aus Fleisch und Blut! Mehr denn je zweifelt Kurt Wallander in diesem Roman am Sinn seines Tuns. "Man fühlt sich so machtlos. Und man fragt sich, ob man es wirklich aushält, bis man alt wird." Hoffen wir, dass dieser moderne Don Quixote seinen Kampf gegen die Windmühlen des Lebens erneut aufnehmen wird. (ar)
Ein in seiner Wohnung erschossener Kollege und wenig später die Leichen dreier Jugendlicher verwirren die Mordkommission. Auf etlichen Umwegen und nach weiteren zunächst unerklärlichen Morden stößt man auf den in Frauenkleidern auftretenden Ex-Geliebten des erschossenen Kollegen. Bevor er als nächstes Opfer den Leiter der Mordkommission erschießen kann, überwältigt dieser ihn alleine im Mondlicht mit einer Holzlatte. – Postmoderner Kriminalthriller mit existenzialistischer Grundstimmung.
Indem sie die Tötung eines ihrer Kollegen aufzuklären versuchen, stoßen Kriminalbeamte auf die Spuren und schließlich den Tatbestand eines Mordes an drei Jugendlichen. Auf der Suche nach Gründen für die Tat spürt der Ermittlungsleiter Wallander ein zu der Gruppe gehörendes Mädchen auf, das nur durch Zufall nicht dabei war, als die anderen ermordet wurden. Aber auch sie scheint nicht zu wissen, was hinter der Bluttat steckt; und wird nur wenig später selbst ermordet. Dass der getötete Kollege auf eigene Faust ermittelt und es niemandem gesagt hatte, legt für die Polizisten einen Verdächtigen nahe, den er persönlich kannte. Die Erforschung seines Privatlebens bringt sie auf einen Geliebten mit der Neigung, als Frau verkleidet aufzutreten. Es geschehen darauf weitere grundlose Morde, gekrönt von dem Versuch, Wallander selbst umzubringen. Im letzten Augenblick ringt der Ermittlungsleiter den irrsinnigen Täter nieder. Als sein Motiv gibt dieser den Triumph an, ahnungslose Menschen gerade im Augenblick des höchsten Glücks grundlos zu töten.
Aus der Sicht einer nicht näher beschriebenen Person beobachtet der Leser eine Gruppe von drei jungen Leuten, die sich im Wald verkleiden und in Rokokokostümen ein Picknick feiern. Sie werden von dem Beobachter erschossen und in Plastiksäcken vergraben. Etwa einen Monat später wird die Polizei behelligt durch das Misstrauen der Mutter eines der Picknick-Mädchen im Hinblick auf die Echtheit einer Postkarte, die ihre seitdem verschwundene Tochter aus Wien geschrieben haben soll. Wenig später erscheint ein Mitarbeiter der Mordkommission nicht mehr zur Arbeit, und seine Kollegen entdecken ihn erschossen in seiner Wohnung. Nachfragen zu seinem Privatleben ergeben, dass er Kontakt hauptsächlich zu einem pensionierten Bankdirektor und einer nicht näher beschriebenen Frau pflegte. Durch diese entdeckt Kommissar Wallander auch ein seltsam anmutendes Foto unter einer Schlafzimmerplanke des Ermordeten; in dem Versteck befindet sich darüber hinaus ein Lichtbild von vier Jugendlichen in historischer Kleidung. Eine Befragung der Mutter, die nicht an die Echtheit der Postkarte ihrer Tochter glaubte, ergibt, dass der erschossene Kollege sich als einziger ihrer Sache angenommen und Nachforschungen angestellt hatte. Der Mörder, dessen Sicht der Leser anfangs teilte, gräbt die Leichen der drei Jugendlichen wieder aus und richtet sie zu einer makaberen Gruppe im Naturpark her. Wallander hat inzwischen herausgefunden, dass eines der Mädchen unter den vier Jugendlichen auf dem Foto, krankheitshalber bei dem Rokoko-Picknick, dessen Teilnehmer seitdem nur noch Postkarten verschicken, nicht dabei war. Die drei Leichen werden im Naturpark gefunden, und die Befragung des ausgesparten Mädchens ergibt, dass sie zu dem Verschwinden ihrer Freunde ebenfalls bereits von dem erschossenen Kollegen verhört worden ist. Die Mordkommission schließt daraus, dass ihr Kollege einen Verdacht gehabt haben muss, wer die heimlich zusammenkommenden Jugendlichen beobachtet beziehungsweise ihnen etwas angetan haben könnte.
Man lässt derweil das Foto der seltsam anmutenden Frau (das Wallander in der Wohnung des erschossenen Kollegen gefunden hat) in allen Zeitungen veröffentlichen. Wenig später flieht das von Wallander befragte Mädchen nach einem Anruf, den es erhielt, nach Norden. Wallander kann aus Hinweisen in ihrer Wohnung ableiten, wo sie sich aufhält: im Ferienhaus ihrer Eltern auf einer Schäreninsel. Dort findet er sie. Ihre Befragung ergibt, dass die Picknick-Feste in Verkleidung, an denen sie mit ihren Freunden teilhatte, im Hinblick auf Ort, Zeit und Inhalte streng geheim waren. Es ist nicht vorzustellen, wie jemand, der nicht zum unmittelbaren Kreis gehörte, davon erfahren haben könnte. In der Nacht, während Wallander im Gästebett schläft, wird sie erschossen. Als der pensionierte Bankdirektor im Verhör von einer weiblichen Person erfährt, deren Bild Wallander bei dem erschossenen Kollegen fand, schließt er betroffen aus, dass sein Freund etwas mit Frauen gehabt haben könnte. Zugleich erhärten identische Fingerabdrücke an beiden Tatorten, dass die drei Jugendlichen und Wallanders ermordeter Kollege von ein und derselben Person erschossen wurden. Da passiert ein weiterer Mord - an einem Brautpaar und dem Fotografen, der gerade im Begriff ist, ein Bild von ihrem frischen Glück im Abseits einer Dünenlandschaft zu machen. Und die rätselhafte Frau, deren Foto gerade in allen skandinavischen Zeitungen veröffentlicht wird, ist unter den Gaffern am Tatort gesehen worden.
Zugleich melden Polizeikollegen aus Kopenhagen, dass sie dort offenbar eine bestimmte Bar frequentiert. Sie versprechen, ihr Wiederauftauchen auf der Stelle zu melden. Da das ermordete Brautpaar das Treffen mit dem Fotografen an einem nicht ohne weiteres zu findenden Ort schriftlich ausgemacht hatte, fängt der Gedanke Wallander zu beschäftigen an, dass es sich bei dem Mörder um jemand handeln könnte, der heimlich fremde Briefe liest und dadurch, ohne selbst entdeckt zu werden, erfährt, was anders nie zu wissen wäre. Ein Anruf holt Wallander nach Kopenhagen. Er trifft, wie versprochen, die geheimnisvolle Frau in der besagten Bar. Sie will sich nur etwas frisch machen, bevor sie ihm Rede und Antwort steht; und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Damentoilette. Dass sie den Ort inzwischen als Mann verlassen hat, begreift Wallander erst, als es zu spät ist. Der Mörder erinnert sich, wie er Wallanders Kollegen erschossen hat, und will nun ein „Bild einrichten“, wie er sich sagt, „das niemand verstehen kann“ und „den Schlüssel“ dazu „in die Dunkelheit“ werfen. Dafür will er Wallander töten. Den Briefträger-Gedanken verfolgend, stößt Wallander auf eine merkwürdige Wohnung, von der er auf Anhieb sicher ist, dass sie dem Mörder gehört. Er findet darin eine Notiz, von der er ahnt, dass sie an ihn gerichtet ist: einen weiteren Mord noch diesen Tag ankündigend. Die Mordkommission ermittelt unter Hochdruck, schickt in diesem Zusammenhang zwei ihrer Mitglieder, um etwas nachzuschauen, noch einmal in die Wohnung des ermordeten Kollegen. Dort überrascht sie der Mörder, schießt sie an und flüchtet. Dass er die Kollegen nicht getötet hat, ist für Wallander der Beweis, dass er jemand anderen für heute im Visier hat. Aber es gelingt den Polizisten nicht, in irgend einem Sinne vorzubeugen. Erschöpft kehrt Wallander heim – und entkommt dort nur knapp der Kugel des Mörders. Unbewaffnet und ohne Handy verfolgt er den Flüchtigen in ein Waldstück und streckt ihn schließlich mit einer Holzlatte nieder. Später im Verhör gibt der Täter an, er habe Wallander töten und als Frau verkleiden wollen, um so den Abschied von seiner eigenen Rolle zu garantieren.
Er war der/die heimliche Geliebte von Wallanders ermordetem Kollegen, von der/dem der pensionierte Bankdirektor nichts wissen sollte. Nachvollziehbare Beweggründe für seinen Wahn kann auch er nicht angeben. Wallander hat indes bei allem, was er während der Ermittlung erlebte, auch nicht den Eindruck, es mit einem Fremdkörper der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu tun zu haben. Er spielt mit dem Gedanken, den Polizistenberuf aufzugeben. Aber er findet sich zu alt für etwas anderes. (wp)
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