Was sind Billigflieger?
Seit dem Jahr 2002 machen "Billigflieger" in Deutschland den herkömmlichen Fluggesellschaften zunehmend Konkurrenz. Die irische <a href="./sw_airlines_ryanair.shtml">Ryanair</a> fliegt bereits seit 1985 "billig" und wurde 2002 in Deutschland aktiv. Dazu kommen weitere Gesellschaften wie HapagLloyd Express.
Kostete ein Linienflug-Ticket von Frankfurt nach Göteborg mit der Lufthansa 2001 noch um die 650 Mark (330 Euro), so sind heute Flüge nach Skandinavien schon ab 99 Cent zu haben. Da stellt man sich schnell einige Fragen zu den "billigen" Angeboten: Ist das seriös? Wo sind die Haken an den Angeboten? Leidet nicht die Sicherheit unter dem Preisdruck?
"Billigfliegen" ist teurer als angegeben
Um auf die günstigen Preise zu kommen bieten Billigfluggesellschaften weniger Service als traditionelle Fluggesellschaften. Hier muß für Kaffee (z.B. EUR 2,50) und Verpflegung (z.B. EUR 6,00)an Bord genauso extra gezahlt werden wie für eine Umbuchung (z.B. EUR 25,00) und selbst für das Bezahlen der Flugtickets ist ein Obolus fällig (z.B. EUR 6,00). Auch liegt die Freigepäck-Grenze natürlich niedriger (z.B. 15 kg statt 24 kg). Dazu kommen dann die oft abgelegenen Flughäfen: Frankfurt-Hahn liegt gut 120 km vom Frankfurter Flughafen und der Stadt Frankfurt entfernt, da kostet die An- und Abreise per Bus nochmals Zeit und Geld. Auch am Ziel ist meist noch eine längere Busfahrt nötig, insgesamt kommen schnell zusätzlich 50-60 EUR für die Busfahrten und 3-4 Stunden Reisedauer im Vergleich zu den herkömlichen Fluggesellschaften dazu.
Und nicht zu letzt gilt: nur wer schnell ist, bekommt einen wirklich billigen Platz. Der Preis aus der Werbung gilt nämlich meist nur für eine bestimmte Zahl von Sitzplätzen, und die kann sehr gering sein. Auf jeden Fall kommen dann aber noch "Steuern und Gebühren" zum Flugpreis hinzu, was je Flug nochmal 10 bis 25
Euro sein können.
Kalkulationen der Fluggesellschaften
Die Berechnungsgrundlage für die Fluggesellschaften sind die Kosten je angebotenem Sitzplatzkilometer. Je angebotenem Sitzplatz ergeben sich bestimmte Fixkosten wie Landegebühren, Personal, Kerosin und
Abschreibung der Flugzeuge. Die variablen Kosten
je Fluggast sind dagegen eher gering. Da
Linienfluggesellschaften meist selten alle Tickets verkaufen können und gleichzeitig viele Verbindungen anbieten müssen, ist ihr Verhältnis von angebotenen zu verkauften Sitzplatzkilometern meist schlechter, als bei den fast immer ausgebuchten Billigfliegern.
Klassiche Fluggesellschaften müssen mit etwa 12 Cent je angebotenem Sitzplatzkilometer rechnen, bei einer Strecke von 1000 km wären das 120,- EUR - je Sitzplatz, ob belegt oder nicht. Auf die Sitzplatzkilometer umgerechnet sparen Billigflieger
durch eine größere Sitzplatzzahl je Flugzeug (beispielsweise mit engeren Sitzen, Verzicht auf Küchen, Trennwände sowie einer geringeren Anzahl von Toiletten) bereits 2,7 Cent ein. Durch gezieltes Anfliegen von Flughäfen mit günstigeren Landegebühren und kurze Standzeiten (Aussteigen auf dem Rollfeld, Verzicht auf Flugzeugreinigung bei jedem Stop) lassen sich weitere 1,2 Cent einsparen. Beim Einsteigen sucht sich jeder Passagier seinen Platz selbst aus - und beschleunigt damit das Einsteigen ebenfalls. Auch bei der Werbung und Buchung können die Billigflieger sparen: die günstigen Angebote locken die Kundschaft auf Internet-Seiten, wo die Tickets selbst ausgedruckt werden können: Wieder 1,4 Cent gespart. Insgesamt liegen die Kosten je angebotenem Sitzplatzkilometer damit nur rund halb so hoch wie bei den herkömlichen Airlines. Für 1000 km liegen die Kosten also um die 60 Euro, was etwas niedriger ist als der durchschnittlich bei den Billigfliegern zu bezahlende Preis (etwa 75 Euro). Zusammen mit den zusätzlichen Anreisekosten beträgt der Gesamtpreis für eine Strecke um die 100 Euro, was durchaus noch deutlich güstiger sein kann als ein Linienflug-Ticket.
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